Da ich immer wieder kuriose Dinge rund um die Entwurmung von Geflügel höre, möchte ich ein wenig Aufklärung leisten.
Wie bei allen Tieren wirkt eine Entwurmung nicht prophylaktisch und sollte nur bei einem vorliegenden Befall erfolgen. Hierfür sollte 2- bis 4-mal jährlich eine Sammelkotprobe genommen und beim Tierarzt untersucht werden. So kann nicht nur die Stärke eines Befalls sondern auch die vorhandene Wurm-Art ermittelt werden.
Beim Geflügel kommen vor allem Spulwürmer und Haarwürmer vor, seltener Bandwürmer oder Luftröhrenwürmer. Als Zwischenwirte für die Würmer dienen u.a. Schnecken und Regenwürmer, allerdings gibt es auch Wurmarten, welche keinen Zwischenwirt benötigen. Die Infektion der Tiere erfolgt über die Aufnahme von infiziertem Kot z.B. von Wildvögeln oder infizierten Zwischenwirten.
Für Geflügel sind die gängigsten Mittel zur Entwurmung Levamisol (Concurat-L), Flubendazol (Flimabend; Flimabo) und Fenbendazol (Panacur AquSol).
Levamisol wirkt sowohl auf adulte Würmer als auch auf Entwicklungsstadien, daher ist eine einmalige Anwendung ausreichend. Bei stärkerem Wurmbefall ist jedoch trotzdem eine Wiederholung nach 7 bis 10 Tagen zu empfehlen. Die Anwendung sollte am besten über das Trinkwasser erfolgen, kann aber auch in Wasser gelöst als Einzelgabe in den Schnabel erfolgen. Nachteil des Wirkstoffes Levamisol ist, dass es keine Zulassung für Tiere hat, deren Eier zum menschlichen Verzehr gedacht sind, da sich der Wirkstoff im Legeapparat anreichert. Daher ist Levamisol ein sehr gutes Mittel für Wassergeflügel, Tauben und z.B. Pfauen, aber nicht für Hühner.
Fenbendazol und Flubendazol dagegen haben keine Wartezeit auf Eier und sind daher sehr gut für Hühner geeignet. Nachteil ist jedoch, dass sie nicht bzw. nur bedingt auf Entwicklungsstadien wirken und daher über 5 Tage (Fenbendazol) bzw. 7 Tage (Flubendazol) verabreicht werden müssen. Die Gabe erfolgt über das Trinkwasser. Am besten wird die benötigte Menge Medikament in die Wassermenge gegeben, welche innerhalb von 4-12 Stunden von den Tieren getrunken wird, den Rest des Tages dürfen die Tiere dann unmedikiertes Wasser trinken. Je nach Stärke des Wurmbefalls ist auch hier eine Wiederholung nach 4 Wochen angeraten.
Neben der Dauer der Medikamentengabe ist auch die Dosierung wichtig.
Bei Concurat-L beträgt die Dosierung 7,5g Medikament pro 25kg Körpergewicht. Bei der Dosierung für Einzeltiere kann man auf 0,5g Concurat pro kg Körpergewicht aufrunden. Auf den Wirkstoff Levamisol bezogen beträgt die Dosierung somit 20-50mg pro kg Körpergewicht.
Bei Flimabend und Flimabo beträgt die Dosierung 1g Medikament pro 70kg Körpergewicht bzw. pro ca. 30 Hühner pro Tag. Dosiert man für Einzeltiere, kann man ruhig auf 0,02g Flimabend bzw. Flimabo pro kg Körpergewicht aufrunden. Dies entspricht einer Dosierung von 1,5mg des Wirkstoffes Flubendazol pro kg Körpergewicht.
Bei Panacur AquaSol beträgt die Dosierung 0,01ml pro kg Körpergewicht bzw. 1ml für 100kg Körpergewicht pro Tag. Dies entspricht einer Dosierung von 2mg Fenbendazol pro kg Körpergewicht über 5 Tage, welche je nach vorhandener Wurmart bis auf 10-25mg pro Körpergewicht erhöht werden kann, wobei dann die Behandlungsdauer auf 3 Tage zu verkürzen ist.
Die Dosierung der einzelnen Wirkstoffe und die Behandlungsdauer müssen auch eingehalten werden, wenn ein Medikament von Hund, Katze oder Pferd umgewidmet wird. Immer wieder lese ich, dass Hühner mit Pasten oder Tabletten für Kleintiere entwurmt werden und dann das auf der Packung angegebene Gewicht für Hund/ Katze einfach auf das Huhn umgerechnet wird oder das die Eingabe über einen verkürzten Zeitraum von nur ein bis zwei Tagen erfolgt. Das ist grob fahrlässig, da es bei den Tieren zu Über- bzw. Unterdosierungen kommt und sich bei den Würmern Resistenzen entwickeln. Des Weiteren entstehen schnell Umrechnungsfehler, wenn nicht der Unterschied zwischen Medikament und Wirkstoff beachtet wird.
Am besten nutzt ihr daher nur die für Geflügel zugelassenen Präparate und haltet euch an die Anwendungsangaben in der Packungsbeilage. Da es sich bei Entwurmungsmittel um verschreibungspflichtige Medikamente handelt, solltet ihr diese bitte auch nur nach entsprechender Untersuchung durch den Tierarzt von selbigem beziehen. Von dem Kauf von Entwurmungsmitteln im Internet, welche dann aus Ungarn, Niederlande oder sonst wo her kommen, rate ich dringend ab.
Bei Bandwürmern sind Fenbendazol und Flubendazol eher weniger geeignet. Stellt euer Tierarzt in der Kotprobe Bandwürmer fest, kann Praziquantel für Hühner umgewidmet werden. Praziquantel ist für Lebensmittel liefernde Tiere zugelassen, allerdings gilt eine Wartezeit für Eier von 10 Tagen. Praziquantel wird einmalig mit einer Dosierung von 10mg pro kg Körpergewicht gegeben.
Zu guter Letzt möchte ich noch auf natürliche Entwurmungsmittel auf Basis von Pflanzen- und Kräuterextrakten zu sprechen kommen. Diese sind für mich vor allem metaphylaktisch bzw. bei leichtem Befall Mittel der Wahl. Sie können bei regelmäßiger Anwendung (z.B. alle 4 bis 12 Wochen je nach Mittel) gezielt den Parasitendruck senken bzw. geringhalten und zusammen mit guter Auslaufhygiene und regelmäßigem Wechsel der Auslaufflächen den Einsatz von chemischen Mitteln verringern. Hier sind unzählige Mittel auf dem Markt, welche sowohl freiverkäuflich als auch über den Tierarzt erworben werden können. Auch bei der regelmäßigen Gabe dieser natürlichen Entwurmungsmittel sollte ein bis zweimal jährlich eine Kotuntersuchung erfolgen.
Bei einem moderaten bis starken Befall oder bei Jungtieren bzw. immungeschwächten Tieren würde ich jedoch eine chemische Entwurmung immer vorziehen, um weiteren gesundheitlichen Beschwerden der Tiere vorzubeugen.
Jede antiparasitäre Behandlung muss immer mit Hygienemaßnahmen begleitet werden. Dazu gehören die Reinigung und Desinfektion des Stalles sowie das abkalken bzw. auffrischen der obersten Bodenschicht des Auslaufs.
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